Mit Virtual Reality können hektische Situationen realitätsnah simuliert und orts- und zeitunabhängig angeboten werden. Das macht die Technologie auch für die Sportausbildung sehr spannend. In diesem Artikel fassen wir zusammen, wie die Herausforderungen in der Sportausbildung mit VR angegangen werden können –  und wir zeigen Use Cases, wie die Technologie bereits heute eingesetzt wird.

Herausforderungen in der Sportausbildung

Sport heisst Tempo. Viele Entscheidungen müssen innerhalb von Millisekunden gefällt werden. Sport heisst auch Adaption. Spielsituationen können sich sehr rasch ändern und je nach Situation müssen der Fokus richtig gesetzt und Entscheidungen gefällt werden. Sport heisst Emotionen. Das kann für Spieler, Trainer oder Schiedsrichter bedeuten, Stress ausgesetzt zu sein.

All diese Komponenten kommen im Wettkampf zusammen. Umso schwieriger ist es, solche komplexen Szenarien realitätsgetreu darzustellen, damit alle zusammenwirkenden Elemente situativ unter Stress trainiert werden können. Oder anders formuliert: Es ist ein Unterschied, ob ein Techniker zu Hause gemütlich eine Schraube festdreht oder während eines Matchs vor 15’000 Zuschauern die Plexiglas-Scheibe auswechseln muss.

Kompetenzen werden in konkreten Situation sichtbar – entweder durch das gezeigte Verhalten oder die erbrachte Leistung (Performanz). Derartige Situationen zu simulieren ist extrem aufwändig – vielfach sogar unmöglich.

 

Handlungskompetenzen und situatives Lernen

Handlungskompetent ist, wer unterschiedliche Kompetenzen in verschiedenen (auch unbekannten und neuen) Situationen erfolgreich anwenden kann. Dazu braucht es realistische Trainings-Szenarien, aber auch die Möglichkeit, diese Szenarien regelmässig zu erleben und situativ Entscheidungen zu treffen. Das in der Sportausbildung umzusetzen, ist schwierig bis unmöglich.

Anstatt Wissen zu vermitteln, sollten Lernkontexte so gestaltet werden, dass Lernenden lehrreiche Erfahrungen ermöglicht werden. Lernen geschieht hier über die Auseinandersetzung mit (und dem Lösen von) realen Problemstellungen. Ein modernes Lernverständnis nutzt vielfältige Technologien, um den Lernerfolg zu maximieren. In Bezug auf die Trainer-, Schiedsrichter- und Athletenausbildung hat der Einsatz von Virtual Reality das Potenzial, zum Gamechanger zu werden.

Was ist Virtual Reality?

Von Virtual Reality (VR) oder virtueller Realität spricht man vereinfacht gesprochen dann, wenn Trainierende mittels entsprechender Hardware in eine künstlich erzeugte Welt eintauchen.

Mittels in den VR-Brillen verbauten Sensoren werden die Kopfbewegungen eins zu eins übertragen, was den Eindruck vermittelt, sich verzögerungsfrei in der virtuellen Welt umzuschauen. Mittels Kopfhörern wird diese virtuelle Welt auch mit akustischen Signalen ergänzt. Mit Eingabegeräten (Controllern) können Nutzer mit Inhalten in dieser Welt interagieren.

Es gibt ein breites Spektrum an Hardware, von einfachen Karton-Brillen (Cardboards)bis hin zu PC-basierten Systemen, welche sehr hohe Auflösungen und visuell realistische Simulationen ermöglichen. Je nach Anwendungs- und Trainingsziel ist eine andere Hardware zielführend.

Durch die visuell-akustische Simulation von Trainingsszenarien und der Möglichkeit, darin zu interagieren, entsteht das Gefühl der Immersion oder Präsenz – das Gehirn hat tatsächlich das Gefühl, an diesem virtuellen Ort zu sein. Das erlaubt nicht nur Stress-Situationen sehr realitätsnah zu simulieren, sondern erhöht auch die Aufmerksamkeitsspanne und die Erinnerungsrate des Erlernten. Mehr zu den Vorteilen vom Einsatz von VR in der Ausbildung haben wir in einem anderen Post detaillierter erläutert.

Wie wird VR bereits eingesetzt?

Virtual Reality wird nicht nur in der Unterhaltungsindustrie oder im Marketing eingesetzt, sondern findet vermehrt auch Einsatz in der Ausbildung, der Prävention und im Training. Beispiele für den Einsatz in der Ausbildung haben wir in diesem Blogpost zusammengestellt. Dass Virtual Reality auch bereits in der Sport-Ausbildung angekommen ist, zeigen verschiedene Use Cases, die wir gerne hier vorstellen.

Verschiedene Schlagzeilen zeigen auf, wie Virtual Reality bei der Ausbildung von Athleten und Teams bereits zum Einsatz kommt: Das US-Skiteam hat für die Olympischen Spiele in Pjöngjang mit VR-Brillen trainiert, NFL-Schiedsrichter setzen auf eine VR-Applikation für Mentaltrainings, australische Skeleton-Fahrer nutzen VR für die Vorbereitung der Kanal-Rennen, eine Fecht-App soll den Sport realistisch simulieren, NHL-Goalies trainierten während dem Lockdown zuhause ihre Reflexe – und auch die NBA nutzt VR für eine bessere Ausbildung ihrer Schiedsrichter.

Wie solche Trainings-Applikationen aussehen, zeigen wir anhand von drei Beispielen:

Quarterback Simulator

Sports VTS bietet in den USA ein Football-Training für Quarterbacks in realistisch nachgestellten Spielszenen an. In der VR-App werden  stressige Situationen simuliert, damit Reflexe und Spielzüge trainiert werden können. Dabei kann ein realer Football geworfen werden, welcher dank Tracking-Technologie auch in der virtuellen Umgebung zu sehen ist.

VR-Simulator für Fussball-Schiedsrichter

Bearef bietet eine Trainings-Simulation für Schiedsrichter im Fussball an. Dabei werden Spielsituationen in einem realen Stadion-Szenario dargestellt und das Training von Positionierung, Gesten und Pfiffen trainiert. Die Schiedsrichter rennen dabei auf einem Laufband, womit auch der Fitness-Aspekt abgedeckt ist.

NHL-Goalie-Training in VR

Sense Arena ist ein Reflex-Training, das ausserhalb realer Trainings und Spiele auch zuhause genutzt werden kann. Torhüter finden sich auf dem Eisfeld wieder, auf welchem sie von Spielern analog eines Schusstrainings herausgefordert werden. In einer Kombination aus Videoaufnahmen (Spieler) und künstlicher Pucks und Fanghand erlaubt dies eine sehr lebensnahe Simulation des Trainings – wie es beispielsweise Philipp Grubauer genutzt hat:

Vorteile von VR im Training

Nebst den bereits erwähnten Vorteilen, dass Szenarien sehr realistisch und dabei zeit- und ortsunabhängig trainiert werden können, gibt es weitere Vorteile:

  • Hohes Engagement / Hohe Motivation : Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Auszubildende motivierter sind mit VR zu trainieren als beispielsweise in Rollenspielen oder theoretischen Szenarien.
  • Hohe Retention («High Retention»): Ebenfalls kann eine erhöhte Erinnerungsrate nachgewiesen werden – weil man in VR etwas macht und nicht einfach nur sieht oder hört, bleibt es (analog z.B. einem Trainingsspiel) auch besser haften.
  • Konsistenz (Vergleichbarkeit) («Consistency»): Da Szenarien absolut identisch für verschiedene Personen dargestellt werden können, ist eine Vergleichbarkeit der Performanz gegeben.
  • Skalierbarkeit (Infinitely Scalable»): ist eine Applikation einmal entwickelt, lässt sie sich auf verschiedene Systeme kopieren und einfach verbreiten.
  • Individuelle Anpassbarkeit («Infinitely Customizable»): Es kann auf individuelle Stärken und Schwächen, aber auch Trainingsstand eingegangen werden, um beispielsweise den richtigen / fordernden Schwierigkeitsgrad anzubieten.
  • Wirtschaftlichkeit («Economy of Scale»): Durch Einsparungen an Kosten können Trainings auch günstiger durchgeführt werden, da beispielsweise keine Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden muss.
  • Breite Datenerfassung («Data Capture»): Es können nicht nur alle Bewegungen des Kopfes und der Hände erfasst werden, sondern mit neueren Geräten auch Puls oder weitere Biodaten. Das erlaubt eine sehr analytische Herangehensweise in Trainings.
  • Messbare Kennzahlen («Measurable ROI»): Durch die breite Datenerfassung können auch verschiedene Kennzahlen definiert, gemessen und verglichen werden.

 

Wo kann ich mich über Möglichkeiten informieren?

Virtual Reality kann in verschiedensten Situationen zielführend eingesetzt werden, um Trainings zu verbessern. Um ihre Bedürfnisse besser kennenzulernen und ihnen auch aufzuzeigen, wie VR in ihrem Team oder Verband eingesetzt werden kann, bieten LerNetz und Bandara einen dedizierten Workshop an:

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann melden Sie sich noch heute auf dieser Seite an!

Virtual Reality Training

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