Seit Sommer 2023 arbeiten wir eng mit der Stadt Zürich (OIZ) zusammen, um Lehrberufe als interaktive VR-Filme erlebbar zu machen. Dieses Projekt ermöglicht Schülerinnen und Schülern, die kurz vor der Berufswahl stehen, in die verschiedenen Ausbildungswelten einzutauchen und einen realistischen Eindruck davon zu bekommen, in welchem Umfeld sie ihre Lehre absolvieren könnten. Im Interview geben die Projektverantwortlichen Gabrielle von Arx und Jürg Müller spannende Einblicke in dieses zukunftsweisende Projekt.

Wie kam bei euch die Idee auf, ein VR-Projekt zu realisieren?
Bei meinem ersten Einsatz am Stand der Berufsmesse für die Stadt Zürich konnte Jürg die Berufsfindungsapplikation kennenlernen. Die Schüler*innen erhielten durch die Beantwortung einiger Fragen eine Auswahl an städtischen Berufen, welche zu ihnen passen könnten. Danach konnten die Schüler*innen sich bei Bedarf an das Standpersonal wenden und sich offene Fragen zu den Berufen beantworten lassen. Eine häufig gestellte Frage der Schüler*innen war, was in den jeweiligen Berufen denn genau gemacht wird. Da der Stand über genügend Platz verfügte und wir für Besuchende keine anziehende Attraktion hatten, kam mir die Idee, dass es sinnvoll wäre, wenn die Schüler*innen ihren Wunschberuf anhand der Auswertung der Berufsfindungsapplikation auch gleich aktiv erleben könnten. Mit dieser Idee haben wir uns dann für die Stadt-Box (Innovationsgefäss) beworben und konnten diese verfeinern und konkretisieren. Mit der Anschubfinanzierung aus dem Innovationskredit, erhielten wir die Möglichkeit, die ersten sechs Berufe mit grossem Erfolg zu realisieren.
Wie wurden die acht bisher umgesetzten Lehrberufe ausgewählt, und nach welchen Kriterien plant ihr zukünftige Erweiterungen?
Innerhalb der Stadtverwaltung wurden ursprünglich die 50 Lehrberufe, welche ausgebildet werden, in drei Kategorien eingeteilt (Handwerkliche Berufe/Gesundheitsberufe/IT- und Kommunikationsberufe). Durch die anfängliche Absicht, städtische Lehrberufe mittels VR-Technologie darzustellen, entschieden wir uns je zwei Berufe aus den drei Kategorien zu wählen. Die beiden weiteren IT-Berufe konnten wir als Berufsbildung der Organisation und Informatik der Stadt Zürich, selbst finanzieren, wir wollten unsere Lehrberufe innovativ erlebbar machen.
Welche Rückmeldungen habt ihr bisher von Jugendlichen, Lehrpersonen und Ausbildungsbetrieben erhalten?
Wir haben durchwegs sehr positive Rückmeldungen erhalten. Auf der einen Seite waren wir sehr früh auf dem Markt mit der VR-Technologie und dem aktiven Erkunden eines Berufes. Dies hat das Interesse der verschiedenen Zielgruppen geweckt. Anlässlich von Ausstellungen und Messen wie auch von Veranstaltungen und Schnuppertagen, konnten wir unsere Lösung testen und haben jeweils gleich Feedback eingeholt (siehe die beiden Flipchart).

Wie werden die VR Berufe technisch umgesetzt, und welche Herausforderungen gab es bei der Entwicklung?
Wir haben uns für eine gefilmte VR-Umsetzung entschieden, sodass die Jugendlichen real in einen Beruf eintauchen können. Als erstes setzten wir den Beruf Schreiner um und haben dabei sehr viel gelernt für die folgenden Umsetzungen. Herausforderungen waren beispielsweise das Finden von passenden Kamerapositionen, damit die Perspektive auf der VR-Brille möglichst der Realität entspricht. Es galt auch eine gute Länge zu finden, damit das VR-Erlebnis gut an Messen und Events eingesetzt werden kann.
Wie sieht die Zukunft dieses Projekts aus – gibt es Pläne, das Konzept auf weitere Städte oder Zielgruppen auszuweiten?
Wir möchten nun weitere Berufe in unser Projekt integrieren. Dazu haben wir den Adressatenkreis erweitert, sodass wir andere Verwaltungen, aber auch Firmen ausserhalb von Verwaltungen angehen können. Die Integration in den Schulunterricht (Berufswahl) ist der nächste Schritt, den wir gehen werden. Mittels Pilotklassen verleihen wir VR-Brillen an Schulklassen, welche diese gleich in den Berufswahlunterricht integrieren können. Um die Eindrücke abholen zu können, werden wir elektronische Umfragen sowohl für Schüler*innen, aber auch für Lehrpersonen versenden. Weitere Einsatzorte sind geplant an Orten wie Berufsinformationszentren oder Laufbahnberatungen.